Bereits 103 neue Arbeitsplätze sind im markanten Cottbuser Sitz der Knappschaft-Bahn-See entstanden, ein Teil des Teams für die Umsetzung europäischer Fördermittel spricht auf diesem Bild für Teamplay und Aufbruchstimmung.
Die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (KBS) wächst am Cottbuser Standort – an Köpfen und Kompetenzen!
Dass Wenke Saschowa mit ihrem Team einmal von Cottbus aus bundesweit Fördermittel im Milliardenbereich umsetzt, hätte sich die Juristin noch vor wenigen Jahren nicht vorstellen können. Dabei war sie damals schon ein Vorzeigebeispiel für die Karriereperspektiven junger, qualifizierter Frauen im Osten. Im Haus leitete sie zuvor im Bereich Rente und Rehabilitation ein Team mit rund 120 Mitarbeitern. Als Hubertus Heil im Spätsommer 2019 bei seinem Besuch in Cottbus verkündete, dass die KBS im Rahmen der Strukturstärkung mit der Verantwortung für Förderprogramme im Europäischen Sozialfonds (ESF) eine neue Aufgabe und 140 Arbeitsplätze erhält, war sie von der neuen Herausforderung schlichtweg fasziniert. Heute leitet sie bereits ein Team von 103 Köpfen im neuen Aufgabenbereich – das weiter wachsen soll. Wir sprachen mit ihr über die neuen Aufgaben und die damit verbundenen Chancen für den Standort und für die Lausitz.
Was bedeutet die Entscheidung des Bundes zur Umsetzung von Großteilen des ESF-Programms bei der Knappschaft-Bahn-See in Cottbus für den Standort?
Die neue Fachstelle für Fördermittel des Bundes wertet den Standort erheblich auf. Mit dem Fachbereich ESF sind wir hier in einem ersten Zweig bereits arbeitsfähig. Hubertus Heil hat in diesem und weiteren Aufgabenfeldern neue Arbeitsplätze in der Lausitz angekündigt. Bis heute haben wir schon 103 Arbeitsplätze neu besetzt, insgesamt werden es bei der Umsetzung des ESF am Standort Cottbus 140 Köpfe und dann noch einmal 18 Mitarbeitende in einer weiteren ESF-Prüfstelle sein. Wir schaffen in der ohnehin bestehenden Vielfalt der KBS am Standort völlig neue Kompetenzen – das kann nachhaltig weitere Aufgaben und Effekte generieren.
Warum hat man sich ausgerechnet für die KBS als Träger entschieden?
Wir sind dafür bekannt, sehr offen für neue Aufgaben zu sein. Mit der Rentenversicherung, der Minijob-Zentrale und der knappschaftlichen Krankenkasse ist Cottbus inzwischen zum zweitgrößten Standort der KBS gewachsen. Wir bündeln hier bereits viel Know-how und haben uns in den bisherigen Aufgaben für den öffentlichen Bereich als zuverlässiger und leistungsfähiger Partner erwiesen.
Wie sind Sie in den neuen Aufgabenbereich gestartet?
Wir haben nach der Ankündigung nicht lange gewartet. Eigentlich war vorgesehen, dass wir 2021 mit der neuen Förderperiode starten. Wir haben uns aber deutlich früher auf den Weg gemacht. Ein Kernteam mit 42 Köpfen, das sich aus unserer Belegschaft zusammenfand, wurde in guter Verwaltungspraxis bereits ab 2019 in der alten Förderperiode vom Bundesverwaltungsamt in die doch recht komplexe Materie eingearbeitet. So konnten wir im vergangenen Jahr reibungslos in die Umsetzung der ersten Programme starten.
Wie schnell werden Sie die noch offenen Stellen besetzen?
Corona hat den Start der Förderperiode etwas verschoben, dadurch beginnen einige Förderprogramme nun etwas später. Bedarf an neuen Mitarbeitern entsteht also immer mit Start eines neuen Programms, dann wird auch eingestellt. Wir arbeiten mit Steuermitteln und fühlen uns zur Effizienz verpflichtet und besetzen Stellen deshalb nicht auf Vorrat.
Wie nachhaltig ist diese Stärkung des Cottbuser Standorts über das Ende der Strukturstärkungsmaßnahmen im Jahr 2038 hinaus?
Wir sprechen beim Aufgabenfeld ESF über Förderperioden, aktuell also über den Zeitraum bis 2027. Wir stellen unsere Mitarbeiter aber unbefristet ein. Den ESF gibt es bereits seit über 60 Jahren – und wir gehen davon aus, dass er uns auch weiterhin begleiten wird. Wir bauen gerade ein Spezialwissen auf, das sich auch nicht so einfach verlagern lässt.
Betreuen Sie die Förderprogramme des ESF Plus in vollem Umfang?
Der ESF Plus Finanzrahmen des Bundes umfasst für die Förderperiode 2021 bis 2027 ein Volumen von insgesamt 2,2 Mrd. Euro. Es wird über 27 Programme aus fünf Bundesministerien umgesetzt. Wir betreuen aus Cottbus heraus 12 Programme des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, drei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, ein Programm vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und ein weiteres vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Mit insgesamt 17 Förderprogrammen in einem deutlichen Milliardenvolumen sind wir bundesweit größter Umsetzer.
Hat die Lausitz hierdurch einen Vorteil in der Partizipation an Mitteln aus dem ESF Plus?
Wir sind zur Neutralität verpflichtet. Das Beratungsangebot ist aber sehr offen und hat sich in der Pandemie stark gewandelt. Es wird inzwischen immer mehr telefonisch und digital beraten – wir bieten zu vielen Programmen regelmäßig Online-Workshops an. Da wir das bundesweit machen, sind wir sicher auch ein guter Imageträger für Cottbus und die Lausitz. Insofern können wir hoffentlich einen Beitrag leisten, mit unserer Leidenschaft fürs Thema die Aufbruchstimmung aus unserer Region nach außen zu tragen.
Kann der ESF Plus der Lausitzer Wirtschaft bei der Bewältigung der Pandemiefolgen und des Fachkräftemangels helfen?
Es gibt tatsächlich innovative und wirtschaftsnahe Förderprogramme. Ein Beispiel ist das Programm „Kompass“ speziell für Soloselbständige. Es geht darum, dass sie neue Kompetenzen erwerben und sich für die Zukunft besser aufstellen. Weitere Programme wie „Wandel der Arbeit“ und „Rückenwind3“ adressieren kleine und mittelständische Unternehmen, die ebenso neue Kompetenzen für Mitarbeitende entwickeln, aber dadurch auch als Arbeitgeber attraktiver werden können. Den Fachkräftemangel gehen viele Programme eher von der anderen Seite an, indem sie sich um die Integration etwa von Geflüchteten oder Obdachlosen auch in den Arbeitsmarkt bemühen.
Wie kann man sich bei Interesse einen Überblick über die Vielzahl der Programme verschaffen?
Die Webseite www.esf.de gibt einen Überblick über alle Programme des Bundes und verweist ebenso auf die Programme der Bundesländer. Für jedes Bundesprogramm findet man dort einen übersichtlichen Steckbrief mit Definition der Zielgruppe und Informationen zu den Fördermitteln. Man kann sich schnell orientieren und dann unsere Beratung nutzen. In vielen Programmen wird auch hier gerade für KMU eine Hürde genommen. Die Anforderungen an Dokumentation und Nachweispflichten sind bei EU-Programmen sehr hoch, deshalb wird in der neuen Förderperiode auch die Abrechnung finanziell unterstützt. Die Lausitzer sollten einfach Mut fassen, gerade in unserer Region könnte der ESF Plus noch besser angenommen werden. Es starten zudem noch weitere Programme – nachklicken lohnt also.
Deutsche Rentenversicherung
Knappschaft-Bahn-See
Fachbereich ESF
Knappschaftsplatz 1, 03046 Cottbus
ESF-Infotelefon: 0355/355 486 900
www.kbs.de
Daten & Fakten: Der Europäische Sozialfonds (ESF)
Der ESF ist im Kern das Instrument der EU zur Förderung von Beschäftigung, Qualifizierung und sozialen Integration. Es soll benachteiligte Menschen fördern und in Arbeit bringen. Aktuell steht in vielen Publikationen ESF für die alte Förderperiode von 2014 bis 2020, ESF Plus für die neue Förderperiode von 2021 bis 2027.Der ESF Plus umfasst für Deutschland ein Volumen von 6,56 Mrd. Euro. Es wird in 27 Bundesprogrammen und zusätzlichen Programmen der Länder meist über Förderaufrufe umgesetzt. Insgesamt verfolgt der ESF Plus fünf Zielbereiche:
- Förderung nachhaltiger und hochwertiger Beschäftigung, Gründungen und Unternehmertum sowie Anpassung an den Wandel – hier geht es um Fakten
- Förderung der sozialen Inklusion und Bekämpfung von Armut
- Investitionen in allgemeine und berufliche Bildung sowie lebenslanges Lernen
- Soziale Innovationen
- Unterstützung der am stärksten benachteiligten Personen
Informationen zum ESF Plus und allen Förderprogrammen unter: