Von einem Kapitän voller Seensucht

Von einem Kapitän voller Seensucht

Wie Rocco Schmidt schon früh das Wasser für sich entdeckte, auf Umwegen in die Pücklerstadt kam, nie die Lust an Experimenten und Geschichten verlor und schließlich mit einem Hafenbüro ohne Hafen alle Welt für einen See begeistert, den es noch gar nicht gibt.

Seit dem Sommer 2020 drücken sich neugierige Besucher der Pücklerstadt an einem Schaufenster in der Altsatdt die Nasen platt. Drei Bullaugen geben hier den Blick in eine historisch anmutende „Spelunke“ frei. An der Fassade steht „Hafenbüro“, aber ringsum ist weder Wasser, noch ein Boot in Sicht. Kapitän Rocco Schmidt verbindet hier eine alte Liebe mit einer neuen – und erhielt dafür sogar den Segen vom Meeresgott höchstpersönlich.

Geboren wurde Rocco Schmidt in Schwedt, aber schon als Kleinkind startete seine Umzugskarriere. Es folgten Stationen in Eisenhüttenstadt, Guben, Forst und Lübben, wo seine Mutter als Leiterin einer HO-Verkaufsstelle schließlich für einige Jahre sesshaft wurde. In jeder Badesaison übernahm sie zusätzlich den Kiosk am Strandbad des Briesensees nebenan. Von Mai bis September durchlebte Rocco hier seine frühen Jugendjahre wie ein Dauercamper und radelte täglich 12 km zur Schule ins nahe Lübben. Die gesamte Saison gehörte ganz dem Wasser – mit zwölf Jahren stand er auf einem der ersten Surfbretter, die es im DDR-Sporthandel gab, mit 16 war er bereits Rettungsschwimmer. Wasser und Seeluft bestimmten sein Leben. Dennoch hätte er sich nicht träumen lassen, einmal Kapitän in der Großstadt zu werden.

Der Schule folgte ganz im Gegenteil eine recht handfeste Lehre. In Spremberg wurde er zum Baufacharbeiter ausgebildet, stellte sich recht pfiffig an und wurde so nach nur eineinhalb Jahren ins Berufsleben entlassen. Vom Bau recht wenig begeistert, verpflichtete er sich als Berufssoldat. Es war 1985 und Rocco Schmidt war überzeugt, damit Gutes für sein Land zu tun. Seine Überzeugungen teilte er schon immer gern mit anderen – galt es in der Schule oder später bei der Armee eine Wandzeitung zu gestalten, entstand das meist unter seinen Händen. Heute sieht er die Armeezeit als „Zeit der Erkenntnisse“, die ihm immerhin zeigte, dass er lieber selbständig denken und gestalten möchte. Zum Glück kam die Wende und stellte sein Leben auf den Kopf.

Weder vom Bau noch von der Uniform begeistert, zog es ihn eine Autostunde weiter in die große Stadt. In Cottbus schulte er um und wurde zum Berater in allerlei Vertragsdingen. Hier entfaltete sich endlich sein Kommunikationstalent. Kämpfte er in der Schulzeit einst als Moderator noch gegen seine Schüchternheit an, fand er nun Gefallen am kreativen Umgang mit Menschen und Ideen. Er wurde zum geschätzten Mitarbeiter einer Baufirma und gründete einen Sportverein mit Kung Fu Weltmeister Andreas Korn. Er kümmerte sich ums Marketing des Vereins, der auf vielen Veranstaltungen Shows aufführte, trainierte aber selbst fleißig mit. Vielleicht hat er hier auch eine neue Entschlusskraft verinnerlicht, die sein Leben erneut auf den Kopf stellen sollte.

Er hatte nach vielen Stationen endlich sein berufliches zu Hause in einer Immobilienfirma gefunden. Als der Inhaber ihm eröffnete, in den Ruhestand zu wechseln und die Firma an den Nagel hängen zu wollen, erlebte er seinen schicksalhaften Moment. Spontan bot er an, die Firma zu übernehmen – und so wurde aus Rocco Schmidt „Herr APEX“. Den guten Ruf der etablierten Firma APEX Immobilien baute er bundesweit aus, bis hin zur Vermittlung eines Wohnkomplexes mit über 600 Wohneinheiten in Sachsen-Anhalt. Seine Devise: Lautlos zum Erfolg! Er konzipierte mit Rundkuppelhäusern sogar einen neuen Hausstil, den er selbst herstellen und vertreiben wollte. Eine Projektskizze aus dem Jahr 2005 zeigt eine Siedlung „seiner“ Rundkuppelhäuser inmitten des gefluteten Cottbuser Ostsees – Jahre bevor in der Lausitz schwimmende Architektur in Mode kam und noch mehr Jahre bevor die Cottbuser auf den künftigen See vor ihrer Haustür aufmerksam wurden. Hier winkte das maritime Schicksal ein zweites Mal.

Ein eher ungewolltes Ereignis machte ihn dann zum Immobilienexperten der Cottbuser Altstadt. Aus einem Schicksalsmoment heraus musste er seinen Radius einschränken und konzentrierte viele Tätigkeiten so rund um den Cottbuser Altmarkt. Heute tragen hier neben dem Café Lucie ein gutes Dutzend weitere Immobilien seine Handschrift. Als Vermittler lebt er vor allem von Verlässlichkeit und Diskretion. Aber auch von guten Kontakten und Ideen. Eine solche verbindet nun seine alte mit einer neuen Liebe. Den Cottbuser Ostsee samt der neu entstehenden Seevorstadt sieht er als Riesenchance für die Pücklerstadt und seine Liebe zum Wasser. Zehntausende Menschen und viele Besucher sollen hier künftig Seeluft schnuppern – ein Vorhaben, für das er mit OstseeIMMO & Co. weit über die Pücklerstadt hinaus Seestädter begeistern möchte und deshalb ein Büro in der Altstadt eröffnete. Inmitten der Sprem entstand sein Hafenbüro, mit antikem Interieur, geballter Information zum Zukunftsprojekt der Pücklerstadt und allerlei Seemannsgarn. Er nennt es das „Spiegelbild meiner Seele“. Die Liebe zum Wasser machte den Immobilienunternehmer letztendlich zum Kapitän. Und erst nach dem Einzug entdeckte er in den Fassadenverzierungen direkt überm Hafenbüro schließlich die göttliche Fügung: hier wacht Poseidon mit wallendem Haar über eine verrückte Idee: Deutschlands erstes Hafenbüro inmitten einer wasserlosen Altstadt.

www.Hafenbuero-Cottbus.de 
www.APEX-Projekt.de 

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