Wie drei Studenten von Fantasy-Fans zu Unternehmern werden, gegen den Strom noch Wie drei Studenten von Fantasy-Fans zu Unternehmern werden, gegen den Strom noch erfolgreicher schwimmen und schließlich eine ganze Stadt verzaubern.
Die Geschichte von Elbenwald liest sich, als wäre sie selbst einem kleinen Fantasy-Roman entsprungen. Sie startet in einer garnicht so weit entfernten Galaxie, auf dem Cottbuser Uni-Campus im Jahr 1997. Drei Studenten, zu Hause im gleichen Wohnheim und im gleichen Studiengang, begeisterten sich damals an der topaktuellen 10 Mbit/s-Standleitung des Wohnheims. Mit kleinen Internetprojekten für Unternehmen gingen sie mehr auf Entdeckung in neue Welten, als ans große Geld zu denken. Das gut vernetzte Wohnheim wurde schnell zur Basis für Ausflüge in aufkeimende Communities, erste Computerspiele und digitale Gefilde.
Digitalkompetenz war damals Mangelware in der Lausitz. Sie erhielten einen Auftrag zur Programmierung eines Onlineshops. Daraus entstand die Idee zu einem eigenen Onlineshop, der Musiknoten verkaufen sollte. Warum der erste Gedanke Musiknoten waren, wissen sie heute selbst nicht mehr. Zum Glück verwarfen sie die Idee und entschieden sich für ihre gemeinsame Leidenschaft: „Herr der Ringe“. Dafür schlug ihr Herz, die Welt von Mittelerde war noch mehr als das Wohnheim ihr Zuhause.
Zum Start des Onlineshops stand der Spaß im Vordergrund, er war lediglich zum Ausprobieren gedacht. Jeder der drei warf 500 DM in den Topf, sodass sie von 1.500 DM gut 100 Produkte aus dem Herr der Ringe-Universum zusammenstellen konnten. Damals war nicht klar, dass ein gutes Jahr später die Film-Trilogie mit dem ersten Teil und knapp 12 Millionen Besuchern allein in Deutschland in die Kinos kommen sollte. Der Onlineshop war von Anbeginn ein Angebot von Fans für Fans, für die Online-Community rund um Mittelerde-Themen. Im Jahr 2001 explodierte der Onlineshop förmlich. Mit dem ersten Trailer zum Kinofilm ging Elbenwald als einziger Onlineshop mit passenden Fanartikeln durch die Decke. Waren es 2001 rund 100.000 DM Umsatz, waren es ein Jahr später nach der Euroeinführung schon 2 Millionen Euro.
Während in den Folgejahren der Trend immer stärker vom stationären zum Onlinehandel ging, schwamm Elbenwald gegen den Strom. Sie wollten die Bekanntheit ihrer Fanprodukte durch den stationären Handel stärken, eröffneten 2010 den ersten Store im Berliner Einkaufszentrum Alexa – und betreiben inzwischen rund 35 Geschäfte in Metropolen in Deutschland und Österreich. Das Erfolgsgeheimnis von Elbenwald ist bis heute die Authentizität. Aus den drei Studenten sind Unternehmer geworden, sie sind aber Fans geblieben. Keiner ist abgehoben, trotz inzwischen 40 Mio. Euro Jahresumsatz steht kein Porsche vor der Tür. Das Geld wird ins Unternehmen und in gute Köpfe investiert. Heute leben rund 300 Mitarbeiter im Elbenwald, die meisten im Firmensitz am Cottbuser Stadtrand.
Genau hier sehnte sich Alexander Lapeta nach heftigen Wachstumsjahren, die immer wieder mit enormen Herausforderungen verbunden waren, zurück in die kleine Fan-Community. In den ersten Jahren des Wachstums hatten sie sich mit anderen Fans einmal pro Jahr auf einer Burg getroffen. Diese Nähe und Abwechslung wollte er neu aufleben lassen, um den Kopf durchzulüften und neue Inspirationen zu bekommen. Die Idee zum Elbenwald-Festival war geboren.Zwei Jahre trafen sich Zauberer, Orks und Sternenkrieger in der Lüneburger Heide. Wie einst beim Start des Projekts brachte nun auch der reale Elbenwald viele Überraschungen mit sich. Das Publikum war erstaunlich jung und weiblich, kaum jemand interessierte sich für den Bierwagen. Stattdessen wurde gezaubert, Quidditch in einer recht bodenständigen Version gespielt, Workshops ließen Kreativität und Fantasie freien Lauf, Stars bis hin zu König Geoffrey aus Game of Thrones nahmen sich Zeit für Fans und Hintergrundgespräche – natürlich gab es auch passende Musik. Wie in den über 20 Jahren bei der Pflege ihres Elbenwalds zählte auch hier nicht der Profit, nichts wurde kommerziellen Partnern oder Beratern überlassen. Nach wie vor steht Glaubwürdigkeit im Mittelpunkt. Lieber selbst Fehler machen und daraus lernen, heißt das Motto. Elbenwald ist nun auch als Festival zu haben, als innovatives Format für eine neue Fankultur.
Nach zwei Jahren lernen schaute Alexander Lapeta noch einmal aus seinem Bürofenster am Rand der Pücklerstadt. Draußen wandelt sich eine Region, müssen Menschen neuen Mut für eine neue Zukunft fassen. Warum sollte man die nicht verzaubern? Die Idee fand offene Ohren, die Macht ist stark an diesem Ort – und so wird die verrückte Pücklerstadt im Sommer 2021 mit dem dritten Elbenwald-Festival unter dem Titel „Homecoming“ zur Fantasy-Hauptstadt Europas. Und das inmitten von Pücklers ehemaligem Vorpark, dem heutigen Spreeauenpark. Ein Fest, wie es dem schillernden Fürsten gaz sicher gefallen hätte.