Wie Fürst Pückler zu den ersten Ballonfahrern seiner Zeit zählte und schließlich Mantel, gebratenen Fasan und Champagner über Bord werfen musste.
Ballonfahrten waren zu Pücklers Zeiten noch ein echtes Abenteuer, und der Fürst liebte spektakuläre Unternehmungen. Zusammen mit dem Luftschiffer Reichard, der sich bereits zum 7. Male in die Luft begibt, startet Pückler im Oktober 1816 auf dem Berliner Gendarmenmarkt zu einer Ballonfahrt. Sehr zum Vergnügen der zahlreich versammelten Hauptstädter und der sensationslüsternen Gazetten, die gern über die Extravaganzen des Grafen berichteten.
Die Ballonfahrt begann als Spektakel mit einer jubelnden Menschenmenge und einem Pückler, der das Bad in der Menge beim langsamen Aufstieg sichtlich genoss. Es waren die Anfangszeiten der Ballonfahrerei, in denen Unfälle keine Seltenheit waren. So sicher der Aufstieg verlief, seltsam beschreibt Pückler später das Gefühl totaler Einsamkeit in der Stille über den Wolken.
Die Ballonfahrt dauerte bis in den Abend, als der Ballon mit beunruhigender Schnelle sank – sogar so schnell, dass Pückler samt Fahrer ihre Mäntel sowie einen zum Abendessen bestimmten, gebratenen Fasan und zwei Flaschen Champagner hinauswarfen, um sich leichter zu machen. Sie sanken auf Wasser und die vielen Arme und Seen der Havel zu. Schießlich landeten sie in den Ästen eines Baumes. Als Pückler wagemutig aussteigen wollte, soll ihm der Fahrer, Herr Reichhard, zugerufen haben „Ums Himmelswillen! Rühren Sie sich nicht, wir sitzen fest auf einer großen Fichte.“ Der Ballon war in einigen Metern Höhe im Wipfel einer großen Fichte gelandet. Ein gesundes Herunterkommen aus eigener Kraft schien unmöglich. Selbst der wagemutige Fürst hatte ein Einsehen
„…hier…wird nichts von dem erhabenen Himmelsschauspiel dem Auge entzogen. Höchst seltsam ist auch das Gefühl totaler Einsamkeit in diesen von allem Irdischen scheinbar abgezogenen Regionen. Man könnte sich schon fast auf dem Wege hinüber glauben, als eine Seele, die zum Jenseits aufflöge. Die Natur ist hier ganz lautlos, selbst den Wind bemerkt man nicht, da man ihm keinen Widerstand leistet und mit dem leisesten Hauche fortgeweht wird.“
Hermann Fürst zu Pückler-Muskau
Tutti Frutti, 1834
Lange riefen Pückler und sein Fahrer vergebens um Hilfe, bis endlich in der schon eintretenden Dämmerung ein Offizier auf der nahen Landstraße herangeritten kam, der schließlich Menschen, Leitern und einen Wagen organisierte. Nach acht Tagen brachte ein Bauer auch den Mantel Pücklers zurück. Die Gazetten in Berlin hingegen überschlugen sich schon am kommenden Tag mit der nächsten verrückten Pücklerstory.