Oder wie honorige Cottbuser und Unternehmer sich bei Pückler die Klinke in die Hand gaben und ihn schließlich zum ersten Ehrenbürger der verrückten Pücklerstadt machten.
Ein Besuch bei Fürst Pückler stand seinerzeit bei der Cottbuser Bürgerschaft hoch im Kurs. Das luxuriös-exotische Ambiente des Schlosses Branitz erfreute sich auch bei Cottbusern großer Beliebtheit. Abendliche Tafelfreuden mit Cottbuser Honoratioren, Schachpartien, Billardspiel und anregende Gespräche mit dem Fürsten bis tief in die Nacht ließen die Gäste gern wiederkehren. Wer von den Cottbusern wie oft an Pücklers Tafel saß und was verspeist wurde, darüber berichten die Tafelbücher des Fürsten. Besonders häufig kamen zum Beispiel Superintendent Ebeling samt Gattin, Kreisgerichtsdirektor Kowalleck und Oberstaatsanwalt Hartmann, Oberbürgermeister Jahr, Postdirektor Lehmann, Buchhändler Meyer, Kaufmann Müller, Fabrikbesitzer Nommel und vor allem Pücklers Ärzte Dr. Liersch und Dr. Richter, die ihn bis zu seinem Tode 1871 betreuten und die Austern und Champagner als fürstliche „Medizin“ genossen. Pückler schickte manchmal sogar seine Kutsche, so heißt es auf einer Einladung an Dr. Richter von 1868 „Der Wagen wird zur Abholung gegen halb 8 Uhr eintreffen.“ Ein toller Service!
Fürst und Parkanlage begeisterten die Cottbuser. Fans schufen Gedichte und Lieder zu Ehren des Fürsten. So dichtete der Prediger der Oberkirche, Dr. Robert Immanuel Berger, der ab 1856 ebenfalls häufig im Schloss zu Gast war: „Kennst Du den Fürst und seine Tafelfreuden / Wo Geist, Herz, Augen sich gemütlich weiden? / Wo Scherz und Witz und Ernst in Harmonie / Dir zeigen des schönen Lebens Sympathie? / Kennst Du es wohl? Dahin, dahin / Zuweilen ziehn, das bringt dem Geist Gewinn!“
Am 8. Mai 1857 ernannten die Stadtvertreter Pückler zum ersten Ehrenbürger von Cottbus. Die Urkunde, gestaltet vom königlichen Hof-Kalligraphen Ernst Schütze in Berlin, trägt die Unterschriften von acht Magistratsmitgliedern und 22 Stadtverordneten und zeigt neben der Stadtansicht mit intaktem Schlossbau, dem Rathaus und der Oberkirche, eine sehr fantasievolle Darstellung der Parkseite des Branitzer Schlosses. Die Widmung preist die Leistungen des Parkgestalters, der „mit zaubernder Hand aus öden Fluren reizende Gärten und Gefilde zur Freude und Erholung der Bewohner“ schuf.
Der Fürst spendete für städtische Anliegen. So stand der Schlossturm (auch Gerichtsturm) nach einem Brand nur noch als Ruine, deren Abriss untersagt und die später von den Stadtverordneten zum Denkmal erklärt wurde. Nach mehrfachem Besitzerwechsel konstituierte sich schließlich am 20. April 1870 der „Schloßturm-Bauverein“. Ehrenvorsitzender war der Fürst, der jedoch die Fertigstellung des Wiederaufbaus dann nicht mehr erlebte.
Foto: Christian Merschenz, in Pücklers Branitzer Erbe für Gebäude- & Baudenkmalpflege zuständig, arbeitet gern mit der Cottbuser Wirtschaft zusammen.