Wie eine Kohlegrube zur größten Landschaftsbaustelle des Landes und zum Hoffnungsträger einer Stadt wird – und voller maritimer Seensucht schließlich das Meer in sich trägt.
Was aktuell vor den Toren der Pücklerstadt passiert, könnte man wirklich als ein positiv verrücktes Vorhaben bezeichnen. Hier entsteht derzeit der größte von Menschenhand geschaffene See Deutschlands.
Bergbau und Bergleute, das verbindet man gemeinhin mit einer schmutzigen Arbeit im Stollen oder Tagebau. Die wenigsten wissen, dass ausgerechnet der langfristig geplante Braunkohlebergbau in einem geschlossenen Prozess beständig neue Landschaften kultiviert. Parallel zum Verzehr von Landschaft entsteht zumindest im gleichen Umfang immer neues Land, ob als Weinberg, Ackerfläche, Nutzwald, Biotop oder Spreeaue. Der Bergbau in der Lausitz funktioniert schon von daher nur Hand in Hand mit Biologen, Geologen und Hydrologen – Fachleute, die man in der Öffentlichkeit kaum auf Seiten der Braunkohle wähnt. Inzwischen sorgt ein riesiges Team mit unterschiedlichsten Experten dafür, der Natur einen Ausgleich für die Eingriffe des Bergbaus zu schaffen.
Selten wird das so gut sichtbar wie beim künftigen Cottbuser Ostsee. Er entsteht aus der Grube des ehemaligen Tagebaus Cottbus Nord, der nach der politischen Wende als erster Lausitzer Tagebau in seine geplante Endstellung gebracht und nun in einem sehr langfristig geplanten und geordneten Verfahren in einen See verwandelt wird. Stellvertretend für ein großes Team gibt uns Birgit Schroeckh, Referentin für diesen Tagebau der LEAG, einen Einblick in die Dimensionen des Vorhabens. Es ist das erste Renaturierungsprojekt dieser Größenordnung, dass die Bergleute der LEAG selbst in die Hand nehmen. Für die vielen Lausitzer Tagebaue, die nach der Wende unplanmäßig beendet werden mussten, hat diese Aufgabe die LMBV übernommen. Dort wächst das Seenland bereits von Jahr zu Jahr. Das Bergbauunternehmen LEAG sorgt nun unmittelbar vor der Pücklerstadt für ein Wasserparadies.
Das Projekt ist aktuell die größte Landschaftsbaustelle Brandenburgs. Dazu bewegt eine Flotte von über 100 Muldenkippern wie ein Ameisenvolk ca. 20 Millionen Kubikmeter Erdmassen zur Gestaltung des Seebodens. Mit 19 km² Wasserfläche wird der See spätestens 2025 als größter künstlicher See der Nation zum Badevergnügen einladen. Kein Wunder, dass die Pücklerstädter den See im Osten ihrer Stadt mit reichlich Seensucht und dem üblichen bergmännischen Stolz der Lausitz nach einem Meer benannten.
Stolz ist man auch im Team der LEAG und bei ihren Partnern auf dieses Herzensprojekt. Durch Birgit Schroeckh erfahren wir, wie schon vor knapp 15 Jahren mit den Arbeiten am künftigen See begonnen wurde. Sehr früh wurden erste Ufer abgeflacht, im südlichen Teil wurden bereits vor Jahren die Grundwasserpumpen abgestellt – hier sieht man das Wasser bereits steigen und bekommt einen Eindruck vom künftigen Cottbuser Ostsee. Die Natur- und Tierliebhaberin freut sich vor allem auf das östliche Seeufer mit seinen naturbelassenen Uferbereichen samt Buchten und Inseln.
Während Strände am Westufer für die größte Badewanne der Lausitz sorgen, wird am Ostufer eine geschütze Natur- und Tierwelt per Paddelboot erlebbar. Wer diesen Landschaftswandel realisiert, der versteht, dass jene im Bergbau es bedauern, dass diese Facette des verantwortungsvollen Umgangs mit der Natur und Landschaft viel zu selten im Fokus steht: Die enormen Leistungen und Kompetenzen in der permanenten Wiedernutzbarmachung nach dem Bergbau, dieser über alle Industriebranchen hinweg einzigartige Vorgang der Gestaltung einer Folgelandschaft. Fürst Pückler hat einst mit seinen riesigen Parkanlagen den Landschaftsbau in Deutschland begründet. Er baute Pyramiden in den Sand und modellierte Landschaften in damals beispiellosem Umfang. Heute würde er den Bergleuten der Lausitz sicher interessiert über die Schulter schauen, sein Wissen vermitteln und voneinander lernen wollen. Mit dem Fürsten eint sie nicht nur die nachhaltige Gestaltung einer Landschaft, sondern auch der Mut, zu neuen Ufern aufzubrechen.
Mit Birgit Schroeckh genießen wir den Blick von der kleinen Aussichtshütte am Südkap auf das bereits steigende Wasser. An dieser Stelle wird aus Bergbau Seensucht, hier bekommt man eine Vorstellung von unserem wahrhaften Pücklersee. Oder besser noch: von der Pücklerstadt am See.
Der Cottbuser Ostsee ist das erste Rekultivierungsprojekt mit einem Bergbaufolgesee der LEAG.
Die Flutung beginnt 2018 und soll 2025 abgeschlossen sein. Dann wird der See eine Fläche von 19 km2 mit 26 Kilometern Uferlinie und einem Wasservolumen von 126 Mio m3 aufweisen.
Übrigens plant die LEAG bereits heute die Bergbaufolgelandschaften für den Tagebau Jänschwalde, der in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehntes planmäßig ausgekohlt sein wird – hier darf sich die Pücklerstadt auf drei weitere Seen in unmittelbarer Nachbarschaft freuen.